Erzähler: Das Leben kehrt zurück, in Tegel-Ort entsteht eine kleine, bessere Köpi, und diese setzt an, den eigenen Machohaufen in der Stadtmitte zu entmachten und eine neue Subkultur zu installieren.
Unterdessen wird es Nacht in der Köpenicker Straße. Verlorene, trunkene Touristen treiben vorbei, auf der Suche nach ihrem Gestern. Ein leichter Nebel legt sich über den Abraum, den das Köpi, das Herz der Subkultur, aus seinem Gemäuer spuckt: Berge, Müllberge.
Zur Unkenntlichkeit zerfallene schwarze Fragmente von gar nichts, die aufgehäuften, zerstoßenen Reste einer ehemals schicken Warenwelt, jetzt vor-verdaut zwischen den Kiefern einer Stadt, die viele Gesichter hat, von denen aber jedes das Einzige sein will. Doch auch Teilen hilft nicht. Und so zerren die Kräfte an ihr.
Zerfall ringt mit Aufbau, stemmt sich gegen den Untergang des Vergangenen. Aber die Reproduktion des Lebens liegt in der Zerstörung des Alten, und Zerstörung produziert Müll.
Mit anderen Worten: Müll ist ein Zeichen von Leben. Und viel Müll vorm Köpi bedeutet: viel Leben dort drin! Und das, haben wir gesehen, zieht viele eigenartige Gestalten an. Aber auch die alten und neuen Freundinnen Tina, Wanda und Anna treffen sich dort in Vorbereitung der kommenden Subkulturrevolution. Welch ein schönes Wort, das es eigentlich gar nicht geben dürfte.
Die drei Frauen treffen sich zu einer Lagebesprechung. Anna sitzt bequem, zu ihren Füßen die beiden Hunde, die eifrig an den Zehen schlecken.
Tina: Hast du gesehen, Anna, es gibt bei uns in der Köpi einen neuen Hausmeister. Nach dem Tod von Raoul hat daran ja erstmal überhaupt keiner gedacht. Aber dann fielen die Lichter im Treppenhaus aus, und allen wurde klar, wir brauchen einen neuen Hausmeister.
Wanda: Du sprichst von Christian? Was für ein gut gebauter Mann! Ein Streetfighter aus dem Zentrum des Universums – äh, des schwarzen Blocks.
Tina: Wanda, hör auf! Nicht, dass dieser Mist von vorne anfängt. Ich denke, wir haben alle was gelernt, aus dem Vergangenen.
Wanda (schwärmt): Ja, wie praktisch es ist, wenn man jemanden an der Hand hat, der etwas von Elektrik versteht. Und von Wasserhähnen, ahhh, (erregt sich) und allem was da so dazugehört. Und wenn er dann auch noch gut aussieht und kräftig gebaut ist, ist das nicht noch ein Grund mehr für Sympathie?
Wanda singt:
Hausmeister Hero
Neulich komm ich abends spät nach Haus
Im Flur fällt plötzlich die Beleuchtung aus
Doch Christian naht mit gutem Rat
Sein Handylicht hilft in der Tat
Macht mir mal wer das Notlicht an
Dann weiß ich, es ist Christian
Ref
Brauch ich einen Mann mit Rat und Tat
Einen Daumen für das Loch im Bad
Einen den der Schock nicht schreckt
Wenn Wasser von der Decke leckt
Ruft mich im Notfall einer an
Dann bet‘ ich, es ist Christian
Ref
Wer kennt sich mit Punk-Bands aus?
Wer liebt Subkultur und geht gern aus?
Wer gibt mir den besten Tipp?
Und wer kommt dann sogar noch mit?
Und lacht danach mich auch noch an?
Das tut nur einer, Christian
Ref
Mein Phone hat einen neuen Ton
Den Ton erkenne ich von weitem schon
Der Ton verrät mir, wer da spricht
Und blinkt auch noch das weiße Licht
Dann sagt es mir, ein Mann ist dran
Und dieser Mann heißt Christian
Refrain:
Christian, Christian, du regst mich sowas von an
Komm, wir fahren mit der Eisenbahn
Tag und Nacht durch Kasachstan
Und am Abend leg ich privat bei dir an
Tina: Wanda, bitte! Denk an unsere Solidarität. Wenn es schon wieder um Männer geht, dann war alles umsonst. Lasst uns die Finger kreuzen zum Schwur auf ‚Frauen First!‘ Hugh!
Sie kreuzen wieder die Finger, tanzen einmal umeinander und rufen gleichzeitig:
Alle: Frauen First! Hugh!
Sie setzen sich
Anna: Aha, Christian heißt er. Und? Hat er dir schon die Füße geleckt?
Alle lachen, aber Tina ist ärgerlich und steckt die Zunge raus. Die Hunde schlecken eifrig an Annas Füßen.
Tina: Los jetzt. Füße lecken reicht mir nicht. Ich will tanzen, ich will singen, ich will mich verlieren, ich will mich finden, zusammen mit euch
Man singt, spielt und tanzt die ‚Hommage an das Leben‘, die Erkennungsmelodie der Samba-Rebellen
(O que é o que é)
Vorhang zu – Ende