Tina: Ich kann dich so verstehen!. In meiner Urgeschichte, der Zeit vor Köpi, haben Frank und ich jung geheiratet. Als mein Frank starb, hab ich mich auch so gefühlt wie du dich heute. Nie mehr, nie mehr wollte ich in dem Bett schlafen, in dem sein Schnarchen verklang. Sein Schnarchen, das mich jahrelang genervt hat, jetzt war es plötzlich für mich der Inbegriff des Glücks, des verlorenen Glücks.
Ich hatte Angst vor der Leere, noch mehr vor der Leere als vor der Einsamkeit. Ich war nichts mehr. Ich war weder fähig, noch würdig, unser Haus weiter zu bewohnen. Als wenn die Zeit gefriert, und sie lässt dich nie mehr weg. Du willst nicht drin sein, doch kommst nicht raus. So hab ich mich gefühlt.
Darum bin ich zu dir gekommen. Du sollst meine und unsere Solidarität spüren. Wir Frauen, Wanda und ich vor allem, haben ein schlechtes Gewissen dir gegenüber. Wir haben dich hintergangen, waren fies zu dir.
Aber Schuld waren nur die Typen, diese Machos, die alles getan haben, um uns nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Aber damit ist Schluss. Wir sind jetzt solidarisch, als Frauen. Darum haben wir die Gruppe FemiSol gegründet. Das hilft uns, unser eigenes Verhalten immer wieder darauf zu überprüfen, ob wir nicht doch irgendwo machogesteuert sind.
Tina singt das Lied: Ab jetzt beginnt das echte Leben
Wieviel Jahre muss man leben
bis man weiß was ist und scheint?
wieviel muss man dafür geben
dass man gern, was ist, verneint?
Der dich liebt und der dich hasst
gehen manchmal Hand in Hand
Wer geht im Glanz der Freundschaft?
wer mit dem Messer im Gewand?
Refrain
Doch die Not ist größer noch
für alle die sich intrigant
nur noch durch ihr Schweigen schützen
im Schwure mit der falschen Hand
Geht es gut, ist alles schlecht
denn es war im Hinterhalt
geht es schief ist alles recht
zu entgehn dem Staatsanwalt
Refrain
So kann niemand glücklich werden
Nur die Lüge ist gesetzt
mich zu schützen hab ich schließlich
mich noch umso mehr verletzt
Doch das allerschlimmste wäre
wenn diés nicht auftaucht als Fanal
in der Geschichte meines Lebens
Das war für mich das letzte Mal
Refrain
Ab jetzt beginnt das echte Leben
nur mir selber darf ich traun
wer mir nützt und wer mich schützt
dem will ich eine Brücke baun
Lass dich umarmen, Wirklichkeit
ich folge dir auf Schritt und Tritt
wo du bist da will ich wachsen
die Probleme nehm ich gerne mit
Tina: Ich habe meinen Frieden gemacht. Ich dachte, den Frieden zu machen, wäre das Ende. Es war der Anfang. Denn so bin ich im Köpi gelandet, auf der Suche nach mir selbst. Dieses selbst, das ich ohne meinen Frank nicht wiedergefunden habe.
Anna: Danke, Tina. Du weißt gar nicht, wie gut es mir tut, mit jemandem zu sprechen, der Mitgefühl zeigt, anstatt gleich in Sadismus zu verfallen, wenn das Schicksal uns mit Katastrophen eindeckt.
Tina: Anna, wir wollen wieder deine Freundinnen sein. Aber dieses Mal richtig. Lass uns noch einmal einen Versuch wagen. Vielleicht ist dies jetzt die letzte Gelegenheit in deinem Leben, ihm doch noch den Stoß in die richtige Richtung zu geben.