Erzähler: Aber auch hier gibt es einen Unterschied zwischen Hoffnung und Erwartung einerseits und gelebter Realität andererseits. Klaus, der Retter, geht seinem Verwaltungsjob nach, Anna versorgt das Haus und den Garten. Sie fegt die Veranda, sortiert die Müllsäcke, kratzt das Laub aus dem Kellerschacht, reinigt das Katzenklo.
Wenn der Alltag nur nicht immer wieder mit Problemen beladen wäre. Zum einen die Schwiegermutter. Zwar auf ihre Etage verdammt, aber mit Argusausgen überall. Dann die Kocherei. Nicht Annas Stärke. Schwie-Má fängt gern die Boten des Pizzaservice ab, und händigt die Sendung mit vorwurfsvollem Blick nicht Anna – nein, ihrem Sohn – aus, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt.
Und damit sind wir schon beim dritten Punkt: der Alltag des Ehepaares ist der Alltag eines Ehepaares. Kleine Verletzungen gesellen sich zu großen Verletzungen und bilden einen schönen Nährboden für winzige festsitzende Vorurteile zum gegenseitigen Nachteil.
Klaus kommt nach Hause, die Treppe hoch, und ruft:
Klaus: Hallo Annabel, meine Schnecke!
Anna: Ich heiß Anna, nicht Annabel. Und eine Schnecke bin ich schon gar nicht.
Klaus: Anna heißen alle. Du heißt für mich Annabel, denn du bist die schöne Anna, das können nicht alle von sich sagen.
Anna: Hör auf zu schleimen.
Klaus: Hör auf dein Herz, muss es heißen. Was erwartest du vom Leben?
Anna: Und du?
Klaus: Ich erwarte etwas vom Feierabend. Nach all der Trägheit der Stunden im Amt. Und du? Du bist jung, alle lieben dich!
Anna (bitter): Alle, die mich lieben, lieben eigentlich dich. Ich bin nur die Rippe des Adam.
Klaus: So ein Quatsch! Niemand liebt mich. Alle achten mich. Das ist ein Unterschied zu dir.
Anna: Welchen Unterschied soll das schon ergeben? Respekt ist die Basis der Liebe an sich.
Wen du nicht respektierst, den kannst du nicht mal hassen. Dem bleibt nur die Verachtung
Klaus: Anna! Du hängst schwarzen Gedanken nach. Denk dran, wie meine Má dich unterstützt. Du hast genau genommen zwei Lebenspartner gewonnen und einen davon geheiratet. Schlau, schlau!
Anna singt:
Schlau, doch ich nehm es nicht so genau
schön, doch nicht zu schön um nicht am Ende zu gehn
denn diese Schönheit wird geadelt
und schnurstraks an die Wand genagelt
Keinen Schritt kann ich mehr machen
man verwaltet meine Sachen
ich bin Figur wo jemand andres bestimmt
ich bin, ich bin, ich bin ein verlorenes Kind
Klaus: Anna, du klagst auf hohem Niveau! Du hast doch alles hier. Dass dies nicht Hollywood ist, das war doch klar. Du hast alle Zeit für dich, ich spare für dich die Rente an.
Anna, lass uns die Welt akzeptieren wie sie ist. Wir können sie uns schön machen. Bevor es zu spät ist, für alles was wichtig ist.
Klaus singt: Was soll’s
Wenn ich mir manchmal mein Leben so anseh
Dann kommt es mir vor als dreh ich mich im Kreis
Was immer ich mache, was immer ich tue,
ein weiterer Tag auf dem Wege zum Greis
was immer du anfängst, hat irgendein Ende
Der Anfang legt quasi das Ende schon nah
Das Altern beginnt schon am Tag der Geburt
Du bist schon fast weg, kaum bist du da
Ref.: Was solls, was solls,
der eine findt‘s gut, der andere schlecht
was solls, was solls
das Leben hat doch immer Recht
Was solls, was solls,
der eine hat Glück, der andre hat Pech
was solls, was solls,
das Leben hat doch immer Recht